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JUVE (Norbert Parzinger)

Düsseldorf: Latham holt Corporate-Partnerduo von Baker & McKenzie

In der deutschen Corporate- und M&A-Beratung stehen zwei prominente Wechsel an: Dr. Ingo Strauss (45) und Dr. Heiko Gotsche (40) wechseln als Partner in das Düsseldorfer Büro von Latham & Watkins. Beide kommen von Baker & McKenzie, wo sie zu den wichtigsten Partnern der deutschen Corporate-Praxis gehörten. Der genaue Zeitpunkt des Wechsels steht noch nicht fest.



Gotsche und Strauss hatten ihre ersten Associate-Jahre bei Hengeler Mueller verbracht und dort an zahlreichen großen Transaktionen mitgearbeitet – sowohl im strategischen M&A als auch aufseiten von Private-Equity-Investoren. Strauss kam 2012 zu Baker, Gotsche folgte 2015. Bei Baker gehörten sie seitdem zu den treibenden Kräften einer Weiterentwicklung der Corporate-Praxis hin zu stärkerem Transaktionsfokus und höherwertigem Geschäft. 2018 übernahm Strauss gemeinsam mit dem jungen Frankfurter Partner Christian Atzler die Leitung der deutschen Gesellschaftsrechts- und M&A-Praxis.


In den vergangenen Jahren berieten Strauss und Gotsche gemeinsam unter anderem Bayer bei dem milliardenschweren Verkauf des Chemieparkbetreibers Currenta. Auf Vermittlung von Strauss begleitete Baker mit dem Kauf von Asklepios BioPharmaceutical erstmals auch in den USA eine Milliardentransaktion für Bayer. Daneben haben die beiden Partner gute Kontakte zu verschiedenen Private-Equity-Gesellschaften, etwa den Mid-Cap-Häusern Paragon und IK Investment, sowie über die Londoner Baker-Praxis auch zu Bain Capital.



Umwälzungen am Düsseldorfer Latham-Standort


Die Düsseldorfer Corporate-Praxis bei Latham macht derzeit den tiefgreifendsten Wandel seit Eröffnung des Standorts im Jahr 2013 durch. Damals hatte die Kanzlei ein Team von Shearman & Sterling gewinnen können, nachdem diese bekanntgegeben hatte, ihr Düsseldorfer Büro zu schließen. Die zentralen Partner Dr. Harald Selzner, Rainer Wilke und Dr. Martin Neuhaus bauten in den folgenden Jahren für Latham eine Praxis auf, die besonders für enge Kontakte zu Großkonzernen wie Ceconomy, Henkel, Daimler, Haniel oder Tengelmann bekannt war, daneben aber auch immer wieder Finanzinvestoren beriet. Mit ähnlicher Ausrichtung kamen 2017 und 2018 zwei weitere prominente Quereinsteiger dazu: Dr. Nikolaos Paschos von Linklaters und Dr. Tobias Larisch von Freshfields Bruckhaus Deringer, Letzterer mit besonders umfassenden Kontakten in der Energiebranche.


Im Herbst 2020 wechselten Selzner, Wilke und Neuhaus gemeinsam mit der jungen Corporate-Partnerin Dr. Natalie Daghles zu Noerr. Abgesehen von dem personellen Verlust bedeuteten die Abgänge für Latham insgesamt auch eine Schmälerung der industriellen Mandantenbasis und damit eine größere Rolle der Private-Equity-Transaktionsberatung, die den Ausbau der deutschen und europäischen Latham-Präsenz in den vergangenen Jahren bereits maßgeblich geprägt hatte.


An dieser Schnittstelle dürften auch Strauss und Gotsche ihren künftigen Schwerpunkt setzen. Dass die Latham-Strategie den deutschen Büros der Kanzlei in den vergangenen Jahren enormes Umsatz- und Produktivitätswachstum beschert hat, bedeutet im Umkehrschluss viel Druck für die Partner, sehr hohe Stundensätze zu realisieren.


Als Beispiel für Corporate-Arbeit in genau diesem Segment gilt etwa die Praxis des 2016 ebenfalls von Linklaters gewechselten Münchner Latham-Partners Dr. Rainer Traugott, der internationale M&A-Projekte für Mandanten wie Siemens ebenso abdeckt wie großvolumige Private-Equity-Deals. „Deutschland ist für Latham & Watkins einer der wichtigsten Märkte, vor allem wegen seiner Rolle als Finanz- und Wirtschaftshub in Europa und weltweit“, sagte Oliver Felsenstein, Partner und Mitglied des globalen Executive Committee von Latham. Mit den Neuzugängen gehören dem deutschen M&A-Team bei Latham rund 60 Anwälte an, davon 19 Partner.



Rückschlag für Bakers Corporate-Ambitionen


Für Baker bedeuten die Abgänge dagegen einen spürbaren Dämpfer. In den vergangenen Jahren hatte die Kanzlei gerade in der Corporate- und Transaktionsberatung dank immer engerer Kontakte zu deutschen Großkonzernen sichtbare Fortschritte gemacht. Die wiederholte Mandatierung durch Bayer war dafür eines der prominentesten Beispiele, hinzu kamen internationale Transaktionen etwa für Metro und SAP. „Mit Ingo Strauß und Heiko Gotsche verlassen uns zwei Mitglieder der Corporate/M&A-Praxis, die einen ganz wesentlichen Beitrag für Ausbau unserer Corporate Praxis in Düsseldorf geleistet haben. Dafür sind wir ihnen sehr dankbar“, sagte Christian Atzler, Leiter der deutschen und EMEA M&A/Corporate Praxis von Baker McKenzie.


Zuletzt verstärkte Baker die Schnittstelle zum Restrukturierungsbereich mit einem jungen Team von Clifford Chance, in den Vorjahren waren bereits Quereinsteiger im Konzern- und Aktienrecht sowie für Private Equity dazugekommen.


Strauss und Gotsche hatten zu Beginn ihrer Zeit bei Baker noch mit dem ebenfalls von Hengeler gewechselten Co-Leiter der Praxis, Dr. Sönke Becker, zusammengearbeitet, der 2016 zu Herbert Smith Freehills ging. Die deutsche Corporate-Praxis ist mit insgesamt rund 50 Anwälten nach wie vor gut aufgestellt, am Düsseldorfer Standort steht Baker nun allerdings ohne M&A-Vollpartner da. Corporate-Themen deckt dort derzeit die Non-Equity-Partnerin Dr. Barbara Deilmann ab. „Natürlich werden wir jetzt einen besonderen Fokus auf die Stärkung unserer Praxis in Düsseldorf legen. Wir sind sehr zuversichtlich, dass uns das auf der Basis unserer erstklassigen internationalen Plattform und unserer nationalen und internationalen Mandantenbasis zügig gelingen wird“, so Atzler.

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