SZA Schilling Zutt & Anschütz baut ihr junges Münchner Büro mit einem renommierten Disputes-Spezialisten aus. Zum April kommt Michael Molitoris mit einem Team von Noerr. Der 61-Jährige steht maßgeblich für den Aufbau der Litigation-Praxis in seiner alten Kanzlei. SZA verstärkt mit den Zugängen vor allem auf dem Gebiet der Produkthaftung.
Molitoris hat mehr als die Hälfte seines Lebens bei Noerr verbracht, insgesamt 33 Jahre. Er begann 1988 und wurde 1995 in die Partnerschaft aufgenommen – zu einer Zeit, als es noch unüblich war, dass deutsche Kanzleien über spezialisierte Prozesspraxen verfügten. Ab 2000 baute Molitoris eine Praxisgruppe auf. Zehn Jahre später wurde daraus ein eigener Fachbereich mit zunächst vier Partnern, geleitet von Molitoris und Dr. Oliver Sieg, der die Gruppe noch heute führt, inzwischen mit Dr. Anke Meier. Heute sind im Fachbereich Litigation mehr als 100 Anwälte beschäftigt, davon 18 Partner.
Generationswechsel bei Noerr
Inhaltlich deckt Molitoris, der seine Karriere noch im Zeitalter der Generalisten begann, ein ungewöhnlich breites Spektrum ab. Er steht vor allem für Produkthaftung und Produktsicherheit sowie damit verbundene Rechtsstreitigkeiten. Unter anderem vertrat er den Tabakkonzern Philip Morris gegen Raucherklagen sowie Audi und andere Teile des VW-Konzerns in Produkthaftungsfällen. Auch im Diesel-Massenmandat wehrte ein großes Noerr-Team für Audi und Skoda Tausende von Klagen ab. Molitoris ist daneben aber auch ein anerkannter Spezialist für Schiedsverfahren und hat Erfahrung im Wirtschaftsstrafrecht, etwa als Verteidiger von Managern in Produkthaftungsfällen mit strafrechtlichen Bezügen.
Auch bei der Internationalisierung von Noerr hat Molitoris eine wichtige Rolle gespielt: Die Verbindung zum Kanzleinetzwerk Lex Mundi hat er aufgebaut. In den Jahren 2008 und 2009 war er Leiter der Gesamtorganisation. Inzwischen hat Molitoris die Rolle als Verbindungspartner zu Lex Mundi abgegeben an Meike von Levetzow und Dr. Holger Alfes. In der kürzlich aufgesetzten feineren Organisationsstruktur des Fachbereichs Litigation, die auch einen Generationswechsel widerspiegeln soll, hat Molitoris keine herausragende Position mehr. Noerr hat eine relativ strenge Altersgrenze für Equity-Partner bei 65 Jahren. SZA hat eine Grenze bei 67 Jahren, die sich aber abhängig von der Leistung einer Partnerin oder eines Partners hinausschieben lässt.
SZA will München erobern
Bei SZA stößt Molitoris zum jüngsten Kanzleistandort. Erst vor zwei Jahren hatte die Mannheimer Kanzlei in München eröffnet, zuletzt bestand das Büro aus rund einem Dutzend Anwälten, darunter drei Partnern. Zu diesem Team stoßen neben Molitoris auch Dr. Philipp Rüppell, bisher Salary-Partner, nun Counsel, sowie drei Associates. Die Zugänge stehen in einer Reihe von Verstärkungen in München: Erst kürzlich gewann SZA den Aktien- und Kapitalmarktrechtler Dr. Martin Gross-Langenhoff von Sullivan & Cromwell als Equity-Partner.
Standortunabhängig treibt SZA bereits seit einigen Jahren den Ausbau ihrer Disputes-Praxis voran. Neben einigen Corporate-Partnern, die immer auch gesellschaftsrechtliche Streitigkeiten geführt haben, stehen für diesen Bereich vor allem die Partner Prof. Dr. Thomas Liebscher sowie die zuletzt aus den eigenen Reihen ernannten Partner Dr. Stefan Zeyher und Dr. Ben Steinbrück, die beide auf Prozessführung und Schiedsverfahren spezialisiert sind. Einer der vielen Anknüpfungspunkte zwischen den ehemaligen Noerr-Anwälten und ihren neuen Kollegen ist die Arbeit für den VW-Konzern in der Dieselaffäre: Während SZA für die Abwehr kapitalmarktrechlicher Klagen mandatiert ist, spielte Molitoris bei Noerr eine wichtige Rolle im Team zur Abwehr von Kundenklagen.
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